Chronik von Unterheinsdorf Teil1

Besiedlung und Ersterwähnung

Das Waldhufendorf wurde wahrscheinlich schon im 6. Jahrhundert von den Hermunduren besiedelt. Die deutsche Besiedlung des Heinsdorfer Grunds setzte um das Jahr 1100 ein. Ausgangspunkt der Besiedlung war das „Sorggut“, dessen Lage heute am Ausgang der „Sorggasse“ im Südosten von Reichenbach zu finden ist. Dieses hatte eine Schutzfunktion für die Siedler inne. Bis 1250 wurden die Angerwiesen um das Opitz`sche Gut im heutigen Unterdorf von Unterheinsdorf besiedelt. Die Siedlungsgrenze von Reichenbach lag zu dieser Zeit beim heutigen „Annenplatz“, wo sich eine Annenkapelle befand. Der Zufahrtsweg führte damals über den heute „Alter Stadtweg“ genannten Weg. Bis 1400 erfolgte die Besiedlung der fruchtbaren Wiesen des Raumbachtals bis zur Hertelsmühle in Oberheinsdorf. Nach der Bebauung des Angers entsteht etwa ab 1550 eine neue Ortszufahrt nach Unterheinsdorf, die durch ein kleines Waldstück ( Höhe ) führt. Diese alte Zufahrtsstraße wird heute von der Talbrücke der Ortsumgehung überquert.

Im Jahr 1460 wurden Villa Heynrichsdorf und Obirheinrichsdorff erstmals urkundlich erwähnt. Ab 1140 war der Ortsname in den Schreibweisen „Heynrichsdorff“, „Heynrichstorff“ (1274) und „Heinrichesdorf“ (1323) gebräuchlich. Der Ortsname als Ableitung von „Dorf eines Heinrich“ kann einerseits den Namen des ersten Siedlers oder Heinrich, Vogt von Plauen zur Grundlage haben. Der sächsische Kurfürst Ernst von Sachsen und sein Bruder, der sächsische Herzog Albrecht von Sachsen verliehen im Jahr 1464 „beyde Heynrichstorff“ neben den Städten Mylau und Reichenbach an Conrad von Metzsch auf Mylau. 1526 wurde in der Region durch Joseph Levin Metzsch die Reformation eingeführt. 1549 gab es in Unterheinsdorf 20, in Oberheinsdorf 18 Lehngüter, welche Frondienste an Metzsch und an die Kirche von Reichenbach zu leisten hatten. In einem Gebäudeverzeichnis von 1837 sind 45 Höfe und 32 Häußler vermerkt und im "Hutablösungs-Receß" von 1842 werden 54 Grundstücksbesitzer aus Unterheinsdorf dokumentiert. 1578 wird Unterheinsdorf nach Reichenbach eingepfarrt und ab 1650 begann eine großflächige Rodung des Waldes und es wurden weitere Weiden und Ackerflächen für die Gehöfte geschaffen. Ab 1750 entstehen die meisten Fachwerkbauten / Gehöfte im fränkisch-thüringischen Stil.
Quelle: Wikipedia und "Daten zur Geschichte der Gemeinde Unterheinsdorf " von Dr. Wolfgang Viebahn

Kommunale Infrastruktur und Bau

Etwa ab 1750 entstanden die meisten Fachwerkbauten und größeren Höfe im Dorf. Vorher wohnten die meisten Einwohner in kleinen Häusleranwesen. 1837 wurde vom Gemeinderat ein Straßenverteilungsverzeichnis erstellt in dem der Gemeinderat die Pflege und Wartung der Straße, der Brücken, der Mühlgräben, der Steige, der Wehre, der Schleußen, der Seitengräben und des Fußsteiges festlegt. Dort sind 45 Höfe und 32 Häusler aufgeführt. 1848 wurde im Oberdorf die massive Brücke über den Raumbach gebaut und 1876 bis 1877 wurde die Friedhofskapelle errichtet. Nach dem Neubau einer Schule 1881 und dem Aufschwung der Industriebetriebe im Ort wurden ab 1895 bis 1900 auch erste Industriearbeiterwohnungen als Mietshäuser gebaut. 1901 wurde mit dem Bau der Rollbockbahntrasse begonnen. 1912 wurde das Spritzenhaus der Feuerwehr und 1916 ein Turnplatz errichtet. Von 1929 bis 1930 lies der damalige Bürgermeister Roth die Dorfstraße bis zum Spritzenhaus pflastern bis die Gemeindekasse leer war. Die Folge war der Selbstmord des Bürgermeisters und seiner Frau. Ab 1930 begann der Bau eines neuen Sportplatzes hinter dem Gasthof und es entstanden nach umfangreichen Grundstücksverkäufen des Landwirts Herrmann Grimm zahlreiche Ein- und Zweifamilienhäuser im Bereich der Waldkirchner und Schönbrunner Straße.

1947 zog das Gemeindeamt um vom Haus gegenüber der Schule in das gemeindeeigene Gebäude hinter dem heutigen Kindergarten. Der wurde 1955 bis 1958 im "Nationalen Aufbauwerk" errichtet. Nach der Einstellung des Güterverkehrs der Rollbockbahn erfolgte ab 1963 der Rückbau der Bahnstrecke. 1964 bezog die evangelisch lutherische Kirche die Kreuzkapelle in den Räumen der ehemaligen Lohnweberei Rockstroh und 1967 erhält die evangelisch methodistische Gemeinde einen Raum hinter der Feuerwehr. Anfang der 1970er Jahre wurde von der Deutschen Post am Waldrand oberhalb der Walthers Fabrik ein TV Kleinumsetzer zur Verbesserung des Fernsehempfangs des 1. DDR TV Programms aufgestellt. In den Jahren 1970 bis 1972 erfolgte der Bau einer staatlichen Arztpraxis und von 1972 bis 1974 der Bau einer Turnhalle auf der Wiese hinter der Schule. Ab 1970 wurden auch mehrere Eigenheime neu gebaut und von 1972 bis 1976 baute die Gemeinde 2 Wohnblöcke an der Waldkirchner Straße. 1985/86 erfolgte der Ausbau der alten Umkleidebaracke am Sportplatz zum Jugendclub. Zur gleichen Zeit gründete sich im Ort eine private Antennengemeinschaft die auf dem Berg hinter der Schule eine Gemeinschaftsantennenanlage zur Verbesserung des Fernsehempfangs im Ort errichtete. 1986 war Baubeginn für eine geplante Kinderkrippe am Kindergarten und 1988 begann die Erschließung des Eigenheimstandortes "Schmalzbachsiediung". Im gleichen Jahr wurde ein kommunales Haus an der Hauptstraße zu einer Gemeindebäckerei umgebaut. Weiterhin wurde ab 1988 ein eigenes Ortsnetz für die Trinkwasserversorgung geschaffen. Ab 1989 wurden von der Antennengemeinschaft auch Satellitenprogramme in ihr Kabelnetz eingespeist. 1991 begann die Erschließung des Gewerbegebietes am "Kalten Feld", zunächst auf einer Fläche von 27ha. 1993 siedelten sich dort die ersten 10 Gewerbebetriebe mit 188 Beschäftigten an. Im gleichen Jahr war der Baubeginn für mehrere Wohngebäude in der Raumbachaue, die Planung des Baugebietes "Malzen Berg" begann und die Telekom verkabelte den Ort für Telefon und Fernsehen. In der Folge löste sich die Antennengemeinschaft auf. 1993 wurden weiterhin 26 WE aus dem kommunalen Wohnungsbestand saniert und privatisiert. Mit der Bildung der Einheitsgemeinde Heinsdorfergrund endete im Jahr 1994 die Selbständigkeit der Gemeinde und Unterheinsdorf wurde ein Ortsteil der Gemeinde Heinsdorfergrund.

Schule und Kindergarten

Etwa 1600 begann der Schulunterricht für die Kinder von Ober- und Unterheinsdorf im Gebäude von Alfred Körner, etwa an der Dorfgrenze zwischen beiden Orten gelegen. 1713 belegt ein altes Schulzeugnis den Schulunterricht im Haus Bagehorn, am alten Schulweg hinter dem Dorfanger. 1881 wurde eine neue Schule an der Dorfstraße errichtet, damals noch ohne den markanten Turm den der Gastwirt August Dietzsch stiftete und der 1911 auf das Gebäude aufgesetzt wurde. 1985 wird der Schulbetrieb in Unterheinsdorf eingestellt und das Gemeindeamt und die Poststelle werden in die Schule verlegt. Später öffnet dort auch eine staatliche Zahnarztpraxis die 1991 privatisiert wurde.

8mm Schmalfilme vom Schulanfang 1959 und vom Schulanfang 1961. Die Feierstunden wurde damals im Speisesaal des VEB AUKU durchgeführt, danach ging es zu Fuß in die Schule zur Übergabe der Zuckertüten. Im Film sind die Schulanfänger der jeweiligen Jahrgänge mit ihren Angehörigen zu sehen.

In den Jahren 1955 - 1958 wurde durch die Bürger der Gemeinde ein kommunaler Kindergarten im Rahmen des "Nationalen Aufbauwerks" errichtet. Ab 1986 erfolgte in „volkswirtschaftlicher Masseninitiative“ der Anbau einer Kinderkrippe an den Kindergarten, der aber nie als Kinderkrippe genutzt wurde. Das Gebäude wurde nach 1990 von der Gemeinde zum Wohngebäude umgebaut und privatisiert.

Gaststätten in Unterheinsdorf

In der Mitte des Ortes, dort wo sich am zentralen Dorfplatz die Mühle und die Schmiede befanden und die Straße nach Waldkirchen, Schönbrunn und Lengenfeld abzweigt gab es früher einen großen Dorfgasthof mit Saal. Das war der Gasthof Wilhelm Schneider, ab 1931 Inhaber Emil Otto. In den 1950er und 1960er Jahren Gasthof Herfurt. Um 1850 existierten im Dorf vier weitere Gasthöfe, davon 3 mit Ausspann. Auf der ältesten bekannten Aufnahme ist der Dorfgasthof noch ohne die Holzveranda und ohne dem neuen Saal zu sehen. Später wurde der Saal erweitert und auch eine Holzveranda angebaut in der in den 1950er Jahren auch Kinovorführungen stattfanden. In den späten 1960er Jahren wurde der Gasthof an das VE Kombinat Autotrans Berlin verkauft und diente dieser Firma als Kinderferienlager. Die Gaststätte wurde verpachtet und im Saal des Gasthofs fanden bis in die späten 1980er Jahre regelmäßig legendäre Tanzveranstaltungen statt. Nach 1990 diente der Saal zeitweise als Unterkunft für Spätaussiedler. 1998 wurden des Gasthof und der Saal abgebrochen. Ein Nebengebäude, das früher als staatliche Zahnarztpraxis und als Pension diente blieb als Wohnhaus erhalten.

Im Ort gab es früher viele weitere Gaststätten. Wer am alten Stadtweg den Ort erreichte konnte dort bei Oskar Paul in der "Dietzschen Liebe" einkehren. Einige 100m weiter gab es den "Gasthof zur Post" der früher einen Ausspann für Pferde hatte. Mitten im Dorf befand sich in der Nähe der Schule das Cafe' Ackermann. Später gab es dort ein Lebensmittelgeschäft. 1979 wurde eine Sportgaststätte an der Turnhalle eröffnet die bis Mitte der 90er Jahre existierte. Hinter dem ehemaligen Dorfgasthof befindet sich heute die Speisegaststätte "Alte Mühle" als einzig verbliebene gastronomische Einrichtung im Ort. Im Oberdorf gab es früher noch das "Restaurant zur Erholung". Die Gaststätte schloss in den 60er Jahren und das Gebäude diente als LPG Büro. Etwas oberhalb gab es noch das "Restaurant Germania, Arno Keller. Heute ist das ein Wohngebaude.

Ein 8mm Schmalfim mit Szenen aus dem Dorfleben in den 1950er und frühen 1960er Jahren.

Friedhof und Denkmale

Nach dem Ausbruch der Pest und der roten Ruhr mit 37 Toten in Unterheinsdorf wurde in Unterheinsdorf ein eigener Dorffriedhof am damaligen Waldrand errichtet und die Toten mussten nicht mehr nach Reichenbach transportiert werden. In der Zeit von 1876 - 1877 wurde die Friedhofskapelle gebaut. Mitte der der 1990er Jahre wurde die Friedhofskapelle saniert und es wurde ein Turm mit Glocke aufgesetzt.

1876 wird ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges neben dem alten Gemeindeamt aufgestellt. 1925 wird ein weiteres Kriegerdenkmals für die 40 Gefallenen und 4 Vermißten des 1. Weltkrieges errichtet. Die Denkmalsäule des 1876 im Grundstück gegenüber der Schule errichteten Denkmals wird in die Mitte des neuen Kriegerdenkmals eingefügt. Das Denkmal befindet sich heute auf dem Friedhof.

Letzte Änderung am Montag, 1. April 2024 um 10:26:43 Uhr.

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