Chronik von Unterheinsdorf
Die Besiedlung des Heinsdorfer Grundes
Das Waldhufendorf wurde wahrscheinlich schon im 6. Jahrhundert von den Hermunduren besiedelt. Die deutsche Besiedlung des Heinsdorfer Grunds setzte um das Jahr 1100 ein. Ausgangspunkt der Besiedlung war das „Sorggut“, dessen Lage heute am Ausgang der „Sorggasse“ im Südosten von Reichenbach zu finden ist. Dieses hatte eine Schutzfunktion für die Siedler inne. Bis 1250 wurden die Angerwiesen um das Opitz`sche Gut im heutigen Unterdorf von Unterheinsdorf besiedelt. Die Siedlungsgrenze von Reichenbach lag zu dieser Zeit beim heutigen „Annenplatz“, wo sich eine Annenkapelle befand. Der Zufahrtsweg führte damals über den heute „Alter Stadtweg“ genannten Weg. Bis 1400 erfolgte die Besiedlung der fruchtbaren Wiesen des Raumbachtals bis zur Hertelsmühle in Oberheinsdorf. Nach der Bebauung des Angers entsteht etwa ab 1550 eine neue Ortszufahrt nach Unterheinsdorf, die durch ein kleines Waldstück ( Höhe ) führt. Diese alte Zufahrtsstraße wird heute von der Talbrücke der Ortsumgehung überquert.
Urkundliche Ersterwähnung
Im Jahr 1460 wurden Villa Heynrichsdorf und Obirheinrichsdorff erstmals urkundlich erwähnt. Ab 1140 war der Ortsname in den Schreibweisen „Heynrichsdorff“, „Heynrichstorff“ (1274) und „Heinrichesdorf“ (1323) gebräuchlich. Der Ortsname als Ableitung von „Dorf eines Heinrich“ kann einerseits den Namen des ersten Siedlers oder Heinrich, Vogt von Plauen zur Grundlage haben. Der sächsische Kurfürst Ernst von Sachsen und sein Bruder, der sächsische Herzog Albrecht von Sachsen verliehen im Jahr 1464 „beyde Heynrichstorff“ neben den Städten Mylau und Reichenbach an Conrad von Metzsch auf Mylau. 1526 wurde in der Region durch Joseph Levin Metzsch die Reformation eingeführt. 1549 gab es in Unterheinsdorf 20, in Oberheinsdorf 18 Lehngüter, welche Frondienste an Metzsch und an die Kirche von Reichenbach zu leisten hatten. In einem Gebäudeverzeichnis von 1837 sind 45 Höfe und 32 Häußler vermerkt und im "Hutablösungs-Receß" von 1842 werden 54 Grundstücksbesitzer aus Unterheinsdorf dokumentiert. 1578 wird Unterheinsdorf nach Reichenbach eingepfarrt und ab 1650 begann eine großflächige Rodung des Waldes und es wurden weitere Weiden und Ackerflächen für die Gehöfte geschaffen. Ab 1750 entstehen die meisten Fachwerkbauten / Gehöfte im fränkisch-thüringischen Stil.
Kommunale Infrastruktur
Etwa ab 1750 entstanden die meisten Fachwerkbauten und größeren Höfe im Dorf. Vorher wohnten die meisten Einwohner in kleinen Häusleranwesen. 1837 wurde vom Gemeinderat ein Straßenverteilungsverzeichnis erstellt in dem der Gemeinderat die Pflege und Wartung der Straße, der Brücken, der Mühlgräben, der Steige, der Wehre, der Schleußen, der Seitengräben und des Fußsteiges festlegt. Dort sind 45 Höfe und 32 Häusler aufgeführt. 1848 wurde im Oberdorf die massive Brücke über den Raumbach gebaut und 1876 bis 1877 wurde die Friedhofskapelle errichtet. Nach dem Neubau einer Schule 1881 und dem Aufschwung der Industriebetriebe im Ort wurden ab 1895 bis 1900 auch erste Industriearbeiterwohnungen als Mietshäuser gebaut. 1901 wurde mit dem Bau der Rollbockbahntrasse begonnen. 1912 wurde das Spritzenhaus der Feuerwehr und 1916 ein Turnplatz errichtet. Von 1929 bis 1930 lies der damalige Bürgermeister Roth die Dorfstraße bis zum Spritzenhaus pflastern bis die Gemeindekasse leer war. Die Folge war der Selbstmord des Bürgermeisters und seiner Frau. Ab 1930 begann der Bau eines neuen Sportplatzes hinter dem Gasthof und es entstanden nach umfangreichen Grundstücksverkäufen des Landwirts Herrmann Grimm zahlreiche Ein- und Zweifamilienhäuser im Bereich der Waldkirchner und Schönbrunner Straße.
Schule und Kindergarten
Etwa 1600 begann der Schulunterricht für die Kinder von Ober- und Unterheinsdorf im Gebäude von Alfred Körner, etwa an der Dorfgrenze zwischen beiden Orten gelegen. 1713 belegt ein altes Schulzeugnis den Schulunterricht im Haus Bagehorn, am alten Schulweg hinter dem Dorfanger. 1881 wurde eine neue Schule an der Dorfstraße errichtet, damals noch ohne den markanten Turm den der Gastwirt August Dietzsch stiftete und der 1911 auf das Gebäude aufgesetzt wurde. 1985 wird der Schulbetrieb in Unterheinsdorf eingestellt und das Gemeindeamt und die Poststelle werden in die Schule verlegt. Später öffnet dort auch eine staatliche Zahnarztpraxis die 1991 privatisiert wurde. In den Jahren 1955 - 1958 wurde durch die Bürger der Gemeinde ein kommunaler Kindergarten im Rahmen des "Nationalen Aufbauwerks" errichtet. Ab 1986 erfolgte in „volkswirtschaftlicher Masseninitiative“ der Anbau einer Kinderkrippe an den Kindergarten, der aber nie als Kinderkrippe genutzt wurde. Das Gebäude wurde nach 1990 von der Gemeinde zum Wohngebäude umgebaut und privatisiert.
Friedhof und Denkmale
Nach dem Ausbruch der Pest und der roten Ruhr mit 37 Toten in Unterheinsdorf wurde in Unterheinsdorf ein eigener Dorffriedhof am damaligen Waldrand errichtet und die Toten mussten nicht mehr nach Reichenbach transportiert werden. In der Zeit von 1876 - 1877 wurde die Friedhofskapelle gebaut. Mitte der der 1990er Jahre wurde die Friedhofskapelle saniert und es wurde ein Turm mit Glocke aufgesetzt. 1876 wird ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges neben dem alten Gemeindeamt aufgestellt. 1925 wird ein weiteres Kriegerdenkmals für die 40 Gefallenen und 4 Vermißten des 1. Weltkrieges errichtet. Die Denkmalsäule des 1876 im Grundstück gegenüber der Schule errichteten Denkmals wird in die Mitte des neuen Kriegerdenkmals eingefügt. Das Denkmal befindet sich heute auf dem Friedhof.
Gaststätten in Unterheindorf
In der Mitte des Ortes, dort wo sich am zentralen Dorfplatz die Mühle und die Schmiede befanden und die Straße nach Waldkirchen, Schönbrunn und Lengenfeld abzweigt gab es früher einen großen Dorfgasthof mit Saal. Das war der Gasthof Wilhelm Schneider, ab 1931 Inhaber Emil Otto. In den 1950er und 1960er Jahren Gasthof Herfurt. Um 1850 existierten im Dorf vier weitere Gasthöfe, davon 3 mit Ausspann. Auf der ältesten bekannten Aufnahme ist der Dorfgasthof noch ohne die Holzveranda und ohne dem neuen Saal zu sehen. Später wurde der Saal erweitert und auch eine Holzveranda angebaut in der in den 1950er Jahren auch Kinovorführungen stattfanden. In den späten 1960er Jahren wurde der Gasthof an das VE Kombinat Autotrans Berlin verkauft und diente dieser Firma als Kinderferienlager. Die Gaststätte wurde verpachtet und im Saal des Gasthofs fanden bis in die späten 1980er Jahre regelmäßig legendäre Tanzveranstaltungen statt. Nach 1990 diente der Saal zeitweise als Unterkunft für Spätaussiedler. 1998 wurden des Gasthof und der Saal abgebrochen. Ein Nebengebäude, das früher als staatliche Zahnarztpraxis und als Pension diente blieb als Wohnhaus erhalten. Im Ort gab es früher viele weitere Gaststätten. Wer am alten Stadtweg den Ort erreichte konnte dort bei Oskar Paul in der "Dietzschen Liebe" einkehren. Einige 100m weiter gab es den "Gasthof zur Post" der früher einen Ausspann für Pferde hatte. Mitten im Dorf befand sich in der Nähe der Schule das Cafe' Ackermann. Später gab es dort ein Lebensmittelgeschäft. 1979 wurde eine Sportgaststätte an der Turnhalle eröffnet die bis Mitte der 90er Jahre existierte. Hinter dem ehemaligen Dorfgasthof befindet sich heute die Speisegaststätte "Alte Mühle" als einzig verbliebene gastronomische Einrichtung im Ort. Im Oberdorf gab es früher noch das "Restaurant zur Erholung". Die Gaststätte schloss in den 60er Jahren und das Gebäude diente als LPG Büro. Etwas oberhalb gab es noch das "Restaurant Germania, Arno Keller. Heute ist das ein Wohngebaude.
Landwirtschaft
Bis 1850 war Unterheinsdorf vorwiegend durch die Landwirtschaft geprägt. Nach dem ab 1650 großflächig Ackerflächen geschaffen wurden ist ab 1690 auch der Kartoffelanbau im Ort belegt und es entstanden ab 1750 etliche größere Gehöfte im fränkisch-thüringischen Fachwerkstiel. Nach 1834 wurde das Hutungsrecht der umliegenden Rittergüter nicht mehr in Anspruch genommen und mit dem "Hutablösungs-Receß" vom 4. Juni 1842 endete durch eine Rentenzahlung von 54 Grundstücksbesitzern aus Unterheinsdorf die Fron. Bis dahin weideten jährlich etwa 1750 Schafe der Rittergüter Mylau, Netzschkau, Friesen und Weißensand auf den Wiesen der Gemeinde. Im Gebäudeverzeichnis von 1837 sind 45 Höfe und 32 Häusler belegt. Ab 1939 wurden viele Landwirte zur Wehrmacht einberufen und es kam zu Bewirtschaftungsproblemen auf den Höfen. Nach dem Krieg wurde 1948 ein "Flurschutz" zur Bewachung der landwirtschaftlichen Kulturen errichtet. Ab 1950 wird die einzelbäuerliche Landwirtschaft durch Maschinenausleihe unterstützt. MAS / MTS. 1955 wurde im Opitz’schen Gut die LPG "Neues Leben" mit damals freiwilligen Beitritt von Mitgliedern gegründet, ab 1960 erfolgte die Zwangskollektivierung der weiteren Landwirtschaftsbetriebe. Von 1975 bis 1980 erfolgten großflächige Meliorationsarbeiten und die meisten alten Wirtschafts- und Wanderwege wurden durch die Großflächenlandwirtschaft beseitigt. Nach der Gründung der KAP 1972 und der LPG Pflanzenproduktion 1978 wurden an den jeweiligen Standorten Wirtschafts- und Sozialgebäude sowie Werkstätten errichtet. 1991 wird aus der LPG (P) Reichenbach die Agrargenossenschaft e.G. Reichenbach mit Sitz in Heinsdorfergrund.
Handwerk und Gewerbe
Um 1850 ist Unterheinsdorf vorwiegend landwirtschaftlich und handwerklich geprägt. Es existieren zwei Mühlen, Stellmacher, Schmiede, Zimmereien, Schuster, Bäcker, Fleischer und vier Gasthöfe, davon drei mit Ausspann. Ab 1860 beginnt die Tuchmacherei in kleinen Werkstätten. Zunächst bei Rockstroh und nach 1881 auch bei Bagehorn ( alte Dorfschule ). Um 1895 gab es 3 Kolonialwarenhändler, 2 Bäckereien, 2 Stellmacher, 2 Schmiede, 5 Gasthöfe, 1 Tischler, 1 Glaser, 2 Zimmereien, 1 Kurzwarenhandel, 1 Cafe, 2 Gärtnereien, 2 Schneider, 1 Mühle, 2 Kohlenhändler, 1 Schuster, 1 Friseur und zahntechnisches Atelier. Zu DDR Zeiten kamen eine Konsumverkaufsstelle und eine Konsum Fleischerei dazu. Folgende Handwerksbetriebe und Händler sind in der Zeit nach 1900 bekannt: Gärtnerei Lenzner, Bäckerei Bachmann, Schreibwaren und Kurzwaren Singer, Schuhmacher Seumel, Sattler- und Polsterei Gündel, Klempnerei Fickenwirt, Malerbetrieb Kucks, Grünwaren Kucks, Fleischerei Kunstmann, Holzpumpenbau Deierlein, Lebensmittelgeschäft Ackermann, Stellmacherei Geier, Kohlehandel Lacher, Schuhreparaturwerkstatt Enders, Korbmacher Eidner, Bäckerei Münzberg, Schmiederei Fuchs, Mühle Böhme, Weberei Bagehorn, Kurzwaren- und Schreibwarengeschäft Müller, Kohlehandel Gruschwitz, Tischlerei Frenzel, Holzhandel Meyer, Fahrradwerkstatt Zeidler, Tischlerei Zeidler, Sattlerei Zeidler, Schneiderei Wolf, Friseurgeschäft Otto, Wäschegeschäft Reuter & Paul, Weberei Rockstroh, Schmiede Zeidler, Schuhmacher Schürer, Bäckerei Popp, Fuhrgeschäft Heyne.
Mühlen in Unterheinsdorf
Die Sächsischen Meilenblätter von 1793 verzeichnen für Unterheinsdorf 2 Mühlen. Das heutige Mühlengebäude wurde vermutlich um 1820 neu als Grimms Mühle erbaut. Der obere Mühlgraben hat eine Länge von 695m und wurde über eine Wehranlage aus dem Raumbach gespeist. von 1876 bis 1895 wurde oberhalb der Mühle ein Teich angelegt, durch den die Mühle zusätzlich mit Wasser vom Schmalzbach versorgt werden konnte. Von der Mühle führte ein mit Bruchsteinmauerwerk ausgekleideter und mit Steinplatten überdeckter Graben das Wasser wieder zum Raumbach. Dieser Untergraben führte unter der Dorfstraße und unter dem Saal des Gasthofs sowie unter einen weiteren Gebäude entlang bevor er das Wasser oberirdisch in den Raumbach abführte. Im Saal des Gasthofs befand sich ein Kontrolleinstieg. In jüngerer Zeit wurden durch den Straßenbau und durch den Abbruch des Gasthofs dieser Untergraben teilweise verrohrt. Der damalige Besitzer Franz Richard Grimm verkaufte die Mühle aus wirtschaftlichen Gründen um 1900 an die Fa. Bernhard Dietel die in erster Linie an den Wasserrechten interessiert war. Bernhard Dietel verpachte die Mühle an den Müller Jacob, bevor 1913 Heinrich Böhme die Mühle übernahm. Die Mühle hatte zu dieser Zeit die Form eines Vierseithofs. In Richtung der Straße war eine Schneidmühle angebaut, deren Inventar 1940 verkauft wurde. Zur Mühle gehörten früher noch eine Landwirtschaft von 2,5 ha und eine Bäckerei, die aber schon 1900 aufgegeben wurde. Im Unterdorf gab es vermutlich schon seit 1500 eine weitere Mühle, die Dungersmühle. Sie erhielt ihr Wasser über einen Mühlgraben, der bereits im Sächsischen Meilenblatt von 1793 Blatt 146 verzeichnet ist. Ein Stauwehr, das den Mühlgaben mit Wasser aus dem Raumbach versorgte wurde nach 1990 abgebrochen. Der Mühlgraben existiert noch heute und dient nach Abbruch des Wehrs der Entwässerung der Angerwiesen und des angrenzenden Teichs. In den Jahren 1870/1871 kam es zum Abriss der alten Dungersmühle. An seiner Stelle entstand ein neues Mühlengut mit einer Holzschneidmühle. Das mit "gehöriger Wasserkraft ausgestattete Schmeißersche Mühlengut mit den dazugehörigen Grundstücken" kam im Jahr 1887 in den Besitz der Fa. Bernhard Dietel, Färberei und Appretur. Das Mühlengut wurde in die Firmenbauten integriert und die Wasserkraft wurde zum Antrieb von Generatoren weiter genutzt. Der Mühlgraben hat eine Länge von 515 Meter und ein Gefälle von 6,15 Meter. Im oberen Bereich wurde der Mühlgraben etwa um 1930 verrohrt. Das Wirtschaftsgebäude der Mühle existierte noch bis zum Abriss der Lautex Industriebrache im Jahr 1998.
Sport- und Vereinswesen
Mit dem Beginn des Vereinswesen gründeten sich 1881 ein Schützenverein und 1912 ein Turnverein für den ab 1916 ein Turnplatz erbaut wurde.( heute Garagenplatz ). Hinter dem Gebäude der Grimms Schneidmühle errichtete der Schützenverein um die Jahrhundertwende 2 hölzerne Schießstände die später von der Mühle als LKW Gerage genutzt wurden. 1921 gründete sich ein Arbeiter- Radfahrverein. 1937 existierte ein Landwirtschaftlicher Verein, eine Kriegergemeinschaft, ein Gesangverein, ein Schützenverein, der Turnverein, ein Sparverein, die Landjugend und ein Kleintierzüchterverein. Ab 1930 wurde ein neuer Sportplatz auf dem Anger hinter dem Gasthof gebaut. 1955 wurde am neuen Sportplatz eine Holzbaracke aufgestellt die als Umkleideraum und für den Sportunterricht der Schule genutzt wurde. Von 1972 bis 1974 wurde hinter der Schule aus Elementen für Lager- und Landwirtschaftsbauten eine neue Turnhalle errichtet errichtet. 2010 wurde diese Turnhalle abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt.1978 eröffnete noch am Standort der alten Turnhalle eine Sportgaststätte mit Kegelbahn. Nach 1990 gründeten sich in der Gemeinde Heinsdorfergrund ein Heimatverein, der Rollbockverein und ein Feuerwehrverein.
Industriebetriebe
1871 entsteht auf dem Grundstück der ehemaligen Dungersmühle (Schmeißermühle) am Ortseingang von Unterheinsdorf die Färberei und Appreturanstalt Bernhard Dietel. 1883 und 1884 wird im Oberdorf die Wollwäscherei und Carbonisierwerkstatt Schreiterer gegründet, 1890 die Weberei und Spinnerei Klotz, später Popp. 1892 errichtete die Fa. Walther einen Fabrikneubau an der Lengenfelder Straße und 1923/1924 erfolgte der Neubau einer Spinnerei und Weberei der Werner KG an der Dorfgrenze nach Oberheinsdorf. Nach der Stillegung der Wollwäscherei und Carbonisieranstalt Schreiterer verlagert die Fa. Fichtel & Sachs ihre Schmiede von Schweinfurt nach Unterheinsdorf und baut in den Jahren 1944 bis 1950 in der ehemaligen Textilfabrik Popp Motoren. 1942 beziehen Zwangsarbeiter aus der Ukraine Baracken und leere Räume in der Popps Fabrik, im Dorfgasthof wohnen Franzosen. Diese Zwangsarbeiter wurden bei der Fa. Fichtel & Sachs und der Fa. Bernhard Dietel eingesetzt. Im Oktober 1945 werden mit dem Befehl 66 der SMAD die Betriebe im Ort enteignet und die Fa. Bernhard Dietel gerät unter Treuhandverwaltung und wird 1948 aus dem Firmenregister gelöscht. Ab 1946 wird die Firma als VEB Ausrüstungs- und Kunststoffverarbeitung Unterheinsdorf ( Auku ) geführt, bevor 1971 die VEB Oberlausitzer Textilbetriebe ( Lautex ) das Unternehmen als Werk 4 übernahm. Im Oberdorf baut die spätere VEB Renak in den Räumen der der ehemaligen Wollwäscherei und Carbonisierwerkstatt ihre Schmiede und Stanzerei auf und verlegt 1957 den Vorrichtungs- und Lehrenbau von Reichenbach nach Unterheinsdorf. Ab 1991 stellen die meisten Betriebe im Ort ihre Arbeit ein. Am "Kalten Feld" wurde ab 1991 ein Gewerbegebiet erschlossen und ab 1993 siedelten sich dort die ersten 10 Gewerbetriebe mit 188 Beschäftigten an. 1997 werden die meisten Firmengebäude, das Heizhaus und der Schornstein des ehemaligen VEB Lautex abgebrochen. Das Verwaltungsgebäude blieb erhalten und dient jetzt hauptsächlich als Feuerwehrdepot. Nach Abbruch der Firmengebäude des ehemaligen Renak Werkzeugbaus entstand an dieser Stelle ein Standort für mehrere Eigenheime. Die ehemalige Renak Schmiede wurde ab 1992 als Umformtechnik GmbH weitergeführt und danach von der Fa. Wackershauser GmbH übernommen. Im Gebäude der ehemaligen Werner KG befindet sich heute ein Antikhandel. Die Walthers Fabrik an der Lengenfelder Straße wurde beim Bau der neuen Umgehungsstraße und der neuen Talbrücke abgebrochen. Am "Kalten Feld" wurde ab 1991 ein Gewerbegebiet erschlossen und ab 1993 siedelten sich dort die ersten 10 Gewerbetriebe mit 188 Beschäftigten an.
Industriebetriebe im Überblick
Fa. Gebrüder Walther GmbH Unterheinsdorf
Fa. Bernhard Dietel Bleicherei Färberei Werk II (später VEB Auku, dann VEB Lautex)
Fa. Klotz Weberei & Spinnerei (später Spinnerei Popp, dann Fichtel & Sachs Schweinfurt, SAG Awtowelo, danach VEB Renak-Werke, Bereich Werkzeugbau)
Fa. Fr. W. Schreiterer Wollwäscherei und Carbonisieranstalt (später Fa. Fichtel & Sachs Schweinfurt, danach VEB Renak- Werke Bereich Schmiede/Stanzerei )
Fa. Alfred Werner KG Spinnerei und Weberei (später VEB Streichgarnspinnerei Unterheinsdorf)
Die Rollbockbahn
Erstmals in den Jahren 1896/97 ersuchten die Industriellen im Heinsdorfer Grund um eine verbesserte Bahnanbindung. Zu dieser Zeit war die Fortführung der schon bestehenden Bahnstrecke von Reichenbach ob. Bf. nach Mylau durch den Heinsdorfer Grund vorgesehen, was letztlich so nicht realisiert wurde. Stattdessen wurde vom sächsischen Staat nunmehr eine schmalspurige Industriebahn bis Oberheinsdorf geplant, welche vor allem die schon vorhandenen Straßen mitbenutzen sollte. Im Jahre 1901 begannen die Arbeiten mit der Verbreiterung der Straßen und dem Abriss von Häusern an der vorgesehenen Trasse. Da die Strecke nur als Anschlussbahn für die Industrie vorgesehen war und vor allem Rollbockverkehr stattfinden sollte, wurde als Spurweite die Meterspur gewählt. Am 15. Dezember 1902 wurde die neue schmalspurige Industriebahn offiziell eröffnet.Mehrfach forderten die an der Strecke wohnenden Bürger auch die Einführung des Personenverkehrs, der dann auch am 1. Oktober 1909 aufgenommen wurde. Die Hauptaufgabe der Bahn lag aber immer in der Bedienung der zahlreichen Fabrikanschlüsse entlang der Linie. Der Transport von Normalspur-Güterwagen auf Rollböcken verlieh dieser Strecke schließlich den Namen Rollbockbahn. Die begrenzte Linienführung in der Reichenbacher Altstadt und der zunehmende Straßenverkehr ab den 30er Jahren ließen die Bahn zu einem Verkehrsproblem werden. 1957 wurde zunächst der Personenverkehr eingestellt und 1962 wurde die Strecke stillgelegt.1997 gründete sich in Heinsdorfergrund ein Verein, um die letzten Sachzeugen der einstigen Rollbockbahn für die Nachwelt zu erhalten und ein kleines Museum am ehemaligen Bahnhof Oberheinsdorf einzurichten.
Freiwillige Feuerwehr Unterheinsdorf
Die Freiwillige Feuerwehr Unterheinsdorf wurde im September 1874 gegründet. Dies wurde notwendig und auch unterstützt durch die Ansiedlung mehrerer Industriebetriebe im Dorf. Die ersten Kameraden waren Bauernsöhne aus den zahlreichen Gehöften im Ort und Mitglieder des schon bestehenden Turnvereins. Viele von ihnen waren bereits in den Fabriken des Ortes beschäftigt. Schon ein Jahr zuvor hatte die Gemeinde Unterheinsdorf eine vierrädrige Saug- und Druckspritze angeschafft. Dies war die erste Technik der jungen Wehr. 1878 bekamen die Kameraden eine einheitliche Bekleidung mit dazugehörigem persönlichen Gerät. Eine neue Schiebeleiter wurde dem Gerätepark 1891 zugeführt. Im Jahr 1934 wurde für die Wehr ein Motormannschaftswagen angeschafft, wodurch sich die Ausrückezeit wesentlich verbesserte. Außerdem wurde auch die alte Spritze durch eine Abrotzspritze ersetzt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das alte Fahrzeug durch einen PKW Opel ersetzt. 1959 bauten die Kameraden in Eigenleistung einen Lastwagen Typ „Steyer“ zu einem Mannschaftswagen um. Dieser versah seinen Dienst bis 1971. Danach wurde der Wehr vom Rat des Kreises Reichenbach ein Löschfahrzeug vom Typ „Robur“ mit Schlauchanhänger übergeben. Dieser wurde Ende 2004 stillgelegt und durch ein neues Löschfahrzeug vom Typ „Mercedes“ TSF-W (Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wasser) ersetzt.
Hochwasser in Unterheinsdorf
Anhaltende starke Regenfälle führten am 9. Juli 1954 zu einem Hochwasser des Raumbach das die gesamte Talaue überflutete und hohen Sachschaden verursachte. Im Betriebsgelände des VEB Auku wurde ein Wasserstand von 60 cm gemessen. Ein Jahr später brachte ein Gewitter in den Mittagsstunden des 1. August mit einem Wolkenbruch und Hagelwetter erneut Überschwemmungen und Verwüstungen. Der Raumbach riß vom Brennholz, Getreidegarben, Heu aus Wiesen und sogar Gartenzäune, Hundehütten, Kaninchenställe, Körbe und Wannen mit sich und unterspülte die Gleise der Rollbockbahn. Besonders empfindlich für den Ort waren die Straßenschäden, die vom Wasser aufgerissenen Brücken und das völlig vom Hochwasser unterspülte Fachwerkhaus ( Lehmstock ) der Stellmacherei Künzel. Im Betrieb Auku mussten die Arbeiter von der Feuerwehr aus ihrer bedrängten Lage befreit werden. Wasserhöhe 1 Meter. Ein weiteres Hochwasser gab es am Pfingstsonntag, dem 13.05.1967. Ein lang anhaltender Wolkenbruch lies den Raumbach am Abend schlagartig über die Ufer treten. Besonders die tief gelegenen Grundstücke waren wieder betroffen. Auch das Betriebsgelände der Auku war bedroht, doch hier halfen Wasserschutzplanken die nach den Erfahrungen des Hochwassers von 1955 von der FFW aufgestellt wurden. Auch Anfang Juni 2013 Juni trat der Raumbach nach Dauerregen wieder über seine Ufer und überschwemmte die tiefergelegen Grundstücke im Dorf.
Letzte Änderung am Mittwoch, 13. November 2024 um 18:54:13 Uhr.
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